Corona und Digitalisierung Artikelreihe

Bitkom-Umfrage zur Industrie 4.0: Deutschlands Fabriken werden digitaler

878 494 Maresa Matejit-Papka

Dies ist Teil sechs aus unserer Artikelreihe “Die Corona-Krise als Treiber der Digitalisierung”. Lesen Sie hier die weiteren Teile der Artikelserie.

Die Digitalisierung deutscher Industrieunternehmen schreitet weiter voran: Produktionsanlagen sind zunehmen vernetzt, Maschinen können in Echtzeit miteinander kommunizieren und Roboter werden wie selbstverständlich in Produktionsprozesse eingebunden. Der Digitalverband Bitkom befragte zwischen Februar und April für eine jüngst veröffentlichte repräsentative Studie insgesamt 552 deutsche Industrieunternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern. Das Ergebnis ist eindeutig: Knapp sechs von zehn befragten Unternehmen (59%) nutzen bereits Anwendungen aus dem Bereich Industrie 4.0. Mit diesem Begriff wird die Digitalisierung der industriellen Produktion beschrieben. Dabei ist ein deutlicher Anstieg zu der Befragung von vor zwei Jahren zu erkennen, als es nur 49% waren. Zudem hat sich der Anteil der Industrieunternehmen, für die Digitalisierung keine Rolle spielt, im Vergleich zu 2018 von 9% auf 1% reduziert.

Je digitaler desto widerstandsfähiger in der Corona-Krise

„Die produzierende und verarbeitende Industrie ist der Kern der deutschen Wirtschaft – und sie verfügt über ein riesiges digitales Potenzial. Fast alle Unternehmen haben sich auf den Weg in Richtung Industrie 4.0 gemacht“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Seiner Einschätzung zufolge war die deutsche Industrie bereits vor Corona digital gut in Schwung. Er warnt allerdings, Digitalisierungsvorhaben aufgrund der Krise zu vernachlässigen. Berg sieht sie vielmehr als Weg aus der Krise heraus: „Je digitaler die Industrieunternehmen aufgestellt sind, desto schneller werden sie sich von den Folgen des Shutdowns erholen.“ Die Befragungsergebnisse geben dem Bitkom-Präsidenten recht, denn die überwiegende Mehrheit (94%) bewerten die Industrie 4.0 als Voraussetzung für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie.

Digitale Geschäftsmodelle als Zukunft der deutschen Industrie

In der Industrie werden dabei nicht nur einzelne Produktions- oder Prozessschritte digitalisiert, es ergeben sich vielmehr neue Geschäftsmodelle: Bei fast drei Viertel der befragten Unternehmen (73%) hat sich das Geschäftsmodell im Zuge der Digitalisierung verändert. Der Bitkom-Präsident misst dies besonders in Zeiten von Corona eine hohe Bedeutung bei: Wenn die Produktion mit Abbau der Corona-Beschränkungen nun langsam wieder hochgefahren wird, gilt einmal mehr, das eigene Geschäft auf den Prüfstand zu stellen: Die Geschäftsmodelle der Zukunft sind ausschließlich digital“.

Zu den wichtigsten derzeit von der Industrie genutzten digitalen Lösungen zählen Plattformen, auf denen Dienstleistungen und Produkte vertrieben werden können, und die zum Austausch zwischen Kunden und Lieferanten genutzt werden. Pay-Per-Use oder Production-as-a-Service, also der Verkauf von Produktionskapazitäten, sind weitere Beispiele für digitale Geschäftsmodelle in Produktionsunternehmen.

5G und Künstliche Intelligenz (KI) zählen zu den wichtigsten Trends

Knapp drei Viertel der befragten Unternehmen (73%) setzen vor allem Hoffnung in den neuen Mobilfunktstandard 5G und sehen ihn als wichtig für das eigene Geschäft an. Berg bezeichnet sie sogar als „Schlüsseltechnologie“, die neben der Datenübertragung in Echtzeit auch eine höhere Netzwerkkapazität verspricht. 5G-Netze sind die Voraussetzung für eine Vielzahl von digitalen Innovationen, beispielsweise für autonomes Fahren und für die Kommunikation zwischen Maschinen ohne Kabel.

Laut Befragung nutzt zurzeit immerhin jedes siebte Unternehmen in Deutschland Künstliche Intelligenz. Je größer das Unternehmen, desto wahrscheinlicher ist dabei die Nutzung von intelligenten Lösungen. Bei der Predictive Maintenance, als gängige KI-Anwendung, werden Maschinen mithilfe von Algorithmen und Sensoren überwacht, sodass die KI auf drohende Fehlfunktionen oder Ausfälle hinweisen kann. Ein weiteres Beispiel sind Roboter, die ihre Arbeitsabläufe selbstständig auf aktuelle Erfordernisse anpassen können.

Herausforderungen stellen Datenschutz und Datensicherheit dar

Neben den Vorteilen, die die Industrie 4.0 für die deutsche Wirtschaft mit sich bringt, birgt sie auch Herausforderungen. 58% der befragten Unternehmen beklagen den Mangel an Spezialisten für die Industrie 4.0, 73% sehen die hohen Investitionskosten im Fokus und jeweils zwei Drittel der Befragten geben Datenschutz und Datensicherheit als maßgebliche Hemmnisse für die Industrie 4.0 an.

Als vielversprechend für den Datenschutz innerhalb der Digitalisierung der deutschen Industrie sieht Bitkom-Präsident Berg das deutsch-französische Projekt Gaia-X an. Ziel ist es, eine besonders sichere europäische Cloud-Infrastruktur zu schaffen. „Wenn Gaia-X jetzt richtig aufgesetzt wird, kann sie das Vertrauen in die Sicherheit und den Schutz von Daten der Industrie 4.0 entscheidend stärken – und damit auch den sicheren Datenaustausch der Unternehmen untereinander“, so Berg.

Neben dem Datenschutz sollte jedoch auch die Datensicherheit von vernetzten Produktionsanlagen und weiteren Industrie 4.0-Komponenten nicht vernachlässigt werden. Aufsichtsbehörden weisen vor allem Anlagenbetreiber seit einigen Jahren deutlich darauf hin, die Cyber Security ihrer Anlagen in Sicherheitsberichte und Risikobewertungen aufzunehmen. Finanzielle Risiken sowie Risiken für Leib und Leben sind aufgrund von Cyber Kriminalität zu realistischen Unternehmensrisiken geworden, die kalkuliert und abgesichert werden müssen.

Die weyer gruppe veranstaltet zum Thema „Cyber Security von Produktionsanlagen und Maschinen“ am 18. Juni 2020 ein Online-Kolloquium. Hier können Sie sich zu den Themen und unseren Referenten informieren. Melden Sie sich jetzt kostenlos und unverbindlich zu unserem Online-Kolloquium an! Hier geht’s zur Anmeldung.

Weiterführende Informationen zum Thema Industrie 4.0

Hier finden Sie die Studienergebnisse im Detail.

Lesen Sie hier die weiteren Teile unserer Artikelserie “Das Corona-Virus als Treiber der Digitalisierung”.

Hier finden Sie alle weiteren aktuellen Nachrichten zum Thema Engineering und Consulting während der Corona-Pandemie.

Sie haben Fragen? Wir sind gerne für Sie da:

Maresa Matejit-Papka
horst weyer und partner
Tel.: +49 (0) 24 21 – 69 09 11 19
E-Mail: m.matejit@weyer-gruppe.com