wie kann man co2 aus abgasen herausfiltern und speichern

CCS: Kann man CO2 aus Abgasen herausfiltern und speichern?

878 494 Juri Lasse Raffetseder

Kann man CO2 aus Abgasen filtern, unterirdisch einlagern und somit vor dem Austritt in die Atmosphäre bewahren? Ist das sinnvoll und vor allem sicher? Die EU-Kommission setzt auf die CCS-Strategie, in Deutschland gibt es jedoch noch Einwände.

In Zeiten des Klimawandels und dem Streben nach niedrigeren Emissionen braucht es neue Innovationen, besonders am Industriestandort Deutschland. Da sind sich die Politik und die Gesellschaft einig. Die technischen Lösungen dazu werden hingegen noch diskutiert. Regenerative Energiequellen wie Wasserstoff und vor allem die entsprechende Speicherung werden immer weiter erforscht. Für einige besonders energieaufwendige Industriebereiche, wie beispielsweise die Eisen- oder Stahlproduktion kommen alternative Energiequellen aber in den nächsten Jahren nicht als ernst zu nehmende Alternativen infrage. Was wäre also, wenn man das CO2 einfach im Industrieprozess herausfiltern, speichern und vor dem Austritt in die Atmosphäre bewahren könnte? Eine wachsende Zahl an Projekten beschäftigen sich mittlerweile mit dieser Frage und forschen an dem sogenannten CCS-Prozess, unter Anderem beim BASF in Deutschland.

Erlaubt ist die Lagerung von CO2 in Deutschland noch nicht. Die EU-Kommission verhandelt im Rahmen des Klimaziels 2040 jedoch aktuell einen Gesetzesentwurf, bei welchem es neben dem reduzierten CO2 Ausstoß auch um die Einspeicherung von CO2 geht.

Was ist CCS und wie funktioniert es?

CCS beschreibt die unterirdische Speicherung von CO2, das sogenannte „Carbon Capture and Storage“. Das Treibhausgas, welches im Rahmen von Industrieprozessen ausgeschieden wird, wird somit also abgefangen und eingelagert. Das Abfangen funktioniert mithilfe einer nachgeschalteten Gaswäsche, welche als letzter Schritt nach der Entschwefelung von Abgasen erfolgt. Verfahren wie die Carbonat-Wäsche oder die Amin-Wäsche sind am etabliertesten, um Co2 aus dem Gasstrom abzufangen, jedoch ist der Energieaufwand zur Regeneration der Waschschritte vergleichsweise hoch. Somit stellt die Entwicklung eines alternativen Abscheidungsverfahrens zurzeit einen wichtigen Forschungsbereich dar.

Wie kann man CO2 speichern?

Die Speicherung von CO2 erfolgt nicht in Tanklagern, sondern unterirdisch. Getestet wurde dieses Verfahren bereits in Form des Einpressens in ehemalige Erdöl- und Erdgas-Lagerstätten. In Zukunft würde die Lagerung im großen Stil jedoch offshore geschehen. Allein im Untergrund der Nordsee könnten nach Schätzungen etwa 150 Milliarden Tonnen CO2 gespeichert werden. Eine Wunschvorstellung wäre, das CO2 nicht zur Endlagerung, sondern lediglich zur Zwischenlagerung zu speichern. So gibt es Forschungsansätze, welche darauf abzielen, das CO2 als Industrierohstoff wiederzuverwenden.

Ist es sicher, CO2 zu speichern?

In dieser Frage steckt noch Konfliktpotenzial und deutsche Umweltverbände sind sich uneinig. Ein Zusammenschluss aus Industrieverbänden, Gewerkschaften und Naturschutzverbänden, wie etwa NABU und WWF sprechen sich für das CCS-Verfahren aus. Andere Umweltverbände wie der BUND oder Greenpeace warnten vor der Technologie und einer möglichen Erdbebengefahr.

Laut Forschenden ist das Risiko der Einlagerung klein. Die Nationale Akademie der Wissenschaft Leopoldina schreibt: „Nach Einschätzung vieler Expertinnen und Experten sind diese Risiken bei gut durchgeführten Projekten mit professionellem Risikomanagement an geeigneten Standorten gering.“
Der Weltklimarat IPCC geht davon aus, dass in den geplanten Lagern weniger als 0,001 Prozent CO2 pro Jahr entweichen würde, was eine Erdbebengefahr oder eine Verschmutzung des Trinkwassers unwahrscheinlich macht.

Kann man CO2 einfach speichern, statt CO2 einzusparen?

Nein. Trotz einer unterirdischen Speicherung von CO2 müsste dieses weiterhin radikal eingespart werden. Die CCS-Technologie kann die Klimastrategie nicht ersetzen und ist zudem sehr teuer. Der Prozess der Abscheidung des Kohlenstoffdioxids aus den Abgasen an der Produktionsstätte allein kostet laut IPCC aktuell mehr als 50 US-Dollar pro Tonne CO2.
Zuzüglich der Investitions-, Transport-, Wartungs-, und Sicherungskosten wäre man bei einer Verpressung in der Nordsee laut dem deutschen Forschungskonsortium CDRmare bei Kosten von 70 bis 150 Euro pro Tonne CO2.

In bestimmten Bereichen sollte man die Einspeicherung auch gar nicht erst einsetzen. Bei Kohlekraftwerken habe man laut Jessica Strefler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung mit erneuerbaren Energien eine sehr gute und wirtschaftlichere Alternative.

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Quellen:

Tagesschau
Chemie Technik